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Warum haben Elektroautos keinen Kühlergrill?

Er prägte das Gesicht von Generationen von Autos. Doch mit der E-Mobilität verschwindet er allmählich aus dem Straßenbild. Warum der Kühlergrill bei Elektroautos wegfällt

Lesedauer

3 min

Datum

07.01.2022

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Hintergrund

Der Kühlergrill war über Jahrzehnte ein bedeutendes Merkmal des Autodesigns. Für manche Marken wurde er sogar zum Markenzeichen, allen voran BMW mit seinem Grill in Form einer Doppelniere. Allerdings ist die BMW-Niere nicht nur Zierwerk wie etwa das Markenlogo. Vielmehr erfüllt der ikonische Kühlergrill, wie bei allen Autos mit Verbrennerantrieb, auch eine Funktion.

Verbrennungsmotoren erzeugen nicht nur Antriebsenergie, sondern auch viel Abwärme. Mehr als die Hälfte der Energie geht in Form von Wärme verloren. Das verschlechtert nicht nur den Wirkungsgrad, sondern kann auch zum Überhitzen führen. Deshalb muss der Motor intensiv gekühlt werden. Dies geschieht mittels Luft und Wasser.

Schutzgitter für den Kühler

Im Kühler wird die Temperatur der Kühlflüssigkeit durch den Fahrtwind gesenkt. Und einer der wichtigsten Lufteinlässe für kühlenden Fahrtwind ist die Öffnung zwischen Motorhaube und Stoßstange. Dort sitzt der gitterförmige Kühlergrill. Seine Aufgabe ist es vor allem, die empfindlichen Lamellen des Kühlers vor Steinschlag oder anderen Beschädigungen zu schützen.

Der Elektromotor von E-Autos hingegen hat einen deutlich höheren Wirkungsgrad und erzeugt nur wenig Verlustwärme. Deshalb gibt es in Stromern keinen Kühler im klassischen Sinne. Dieser Umstand macht auch einen luftdurchlässigen Kühlergrill überflüssig. Als Lufteinlässe genügen Öffnungen, die näher am Fahrzeugboden liegen.

Komplexe Elektroauto-Kühlung

Das heißt aber nicht, dass Elektroautos nicht gekühlt werden müssen. Vielmehr kommt hier eIn hoch komplexes Thermomanagement-System zum Einsatz. Es erwärmt oder kühlt verschiedene Bauteile sowie den Innenraum je nach aktuellem Bedarf. So kann im Winter die (geringe) Abwärme des Elektromotors dazu verwendet werden, um die Batterie zu wärmen und dadurch die Reichweite zu verbessern. Im Gegensatz zu einem Verbrennungsmotor reicht die Abwärme allein aber nicht aus, um den Fahrzeug-Innenraum zu heizen. Deshalb benötigen E-Autos eine elektrische Zusatzheizung.

Der Kühlergrill ist bei Elektroautos also überflüssig geworden. Bei manchen Modellen verzichten die Designer auf die klassische Gitteroptik und setzen anstelle des Kühlergrills eine durchgehende Blende ein wie etwa beim Opel Mokka e. Andere Hersteller wie etwa Polestar halten am liebgewonnenen Kästchendesign fest. Und selbstverständlich müssen auch die vollelektrischen BMWs nicht ohne Nieren leben. Ihre Grills dienen aber nicht mehr der Kühlung, sondern beherbergen diverse Sensoren.

Design ohne Funktion

Die meisten Marken gehen beim Design von Elektroautos behutsam vor. Die E-Autos ähneln in vielen Aspekten klassischen Verbrennern. Der Kühlergrill ist das beste Beispiel dafür, dass mitunter auch gestalterische Elemente beibehalten werden, obwohl sie keine vitale Funktion mehr erfüllen. Aber auch nicht immer. So erinnert bei Stromern in der Regel nichts mehr an den Auspuff. Die sichtbaren Endrohre waren allerdings das Sinnbild für die Emissionen herkömmlicher Verbrenner.